Fliegen im Winter

Eigentlich planten einige Piloten schon letztes Jahr im Winter einmal zu fliegen. Leider gab es aber nie die richtigen Bedingungen, entweder liess die Piste keinen Start für Segelflugzeuge zu, oder das Wetter passte nicht. So musste der erste Flug im neuen Jahr bis in den sehnlichst erwarteten Frühling verschoben werden.

Doch am Samstag hätte es soweit sein können. Der Flugplatzleiter gab schon eine Woche im Voraus zu verstehen, dass die Piste möglicherweise bis Ende Woche genug gefroren sein könnte, dass einige Starts möglich wären. Also galt es zu hoffen und abzuwarten.

Am Freitagmorgen, während die einen Arbeiten und die anderen Semesterprüfungen schreiben müssen, sendet Fabian ein Bild der Webcam. Darauf zu sehen ist eine Piste. Die gefrorenen Wassertröpfchen glitzern, der Himmel strahlt blau über dem ausnahmsweise nebelfreien Amliker Himmel und will unbedingt beflogen werden. „Heute wäre ideal“, meint seine Nachricht, die Piste sei gefroren und befliegbar, zumindest am Vormittag, aber man muss ja schliesslich Prioritäten setzen, vorallem in einer Prüfungswoche. Da das Wetter während der ganzen Woche schon akzeptabel war, sollte der Samstag doch fliegbar sein. Also dann, Samstag…

Man verabredet sich schon am Freitagabend auf den Samstagmorgen. Die besonders Optimistischen tauchen schon um 0800 auf dem eisigen Flugplatz auf und entzünden den Ofen für die Nachzügler. Schliesslich sind die meisten da, doch immer noch beherrscht ein erdrückend dicker Nebel die Luft, so kann gibt es ein bisschen Zeit für die abschliessenden Arbeiten an einem Flugzeug. Der umgedrehte Rupf der LS4 hängt in der Werkstatt. Ein Loch ziert den polierten Lack darin ist das eingefahrene Fahrwerk verstaut. Die neu oder immerhin frisch reparierten Fahrwerksklappen liegen bereit zur Montage um das unschöne viereckige Loch zu verschliessen. Aerodynamik ist nicht nur wichtig für das Auge, sondern auch für die Flugeigenschaften. Mit den montierten Fahrwerksklappen sind die Winterarbeiten dieses Flugzeugs hauptsächlich abgeschlossen, das bedeutet auch, dass es nun grundsätzlich flugbereit ist.

Neugierige erspähen an diesem Tag ein solches Bild auf der Webcam

Ausserhalb der Werkstatt wird der Rumpf, welcher zum Verschieben in den Hänger versorgt wurde wieder rausgefahren. Mit gekonnten und erfahrenen Griffen fahren auch die Flügel aus dem Hänger, zuerst der linke, dann der rechte. Im immer noch dichten Nebel werden die Flügel durch die beiden Bolzen im Rumpf fixiert, das Flugzeug nimmt Form an. Das Höhenleitwerk wird ebenfalls montiert und mit einem Gewinde fixiert. Doch noch ist die LS4 nicht flugbereit, die abschliessenden Winterarbeitskontrollen im montierten Zustand sind noch durchzuführen. Halten die Ruderanschlüsse? Ist das Spiel der Ruder innerhalb der Toleranz? Sind die Bolzen fixiert und halten sie die Flügel zusammen? Alle Kriterien, welche fein säuberlich in einer Liste für gut befunden werden müssen, sind eingehalten und die Borddokumente sind ebenfalls vor Ort. Das bedeutet, es kann geflogen werden, wenn nur dieser Nebel nicht wäre.

Typisches Winterwetter im Amlikon, perfekt um abzuwarten

Gemäss den Prognosen hätte sich der Nebel bis Mittag auflösen sollen, doch er verdeckt auch nach dem Mittag immer noch den Himmel und hält den Sonnenschein fern vom montierten Flugzeug. So kann nicht geflogen werden. Die Piloten sind wieder am warmen Ofen und unterhalten sich über dieses super Wetter, wie die Saison geplant ist und weiteres. Der Sonnenuntergang soll um 1700h sein, etwa eine Stunde vorher muss der Nebel weg sein, wenn noch Zeit bleiben soll für einige Flüge. Und nun siehe da, es werden einige Bäume sichtbar, welche sich dem Auge während des bisherigen Tages verborgen haben. Doch die Hoffnung währt nur kurz, gegen Abend wird der dumpfe, über den Pilotenköpfen thronende Nebel wieder dicker und der während des ganzen Tages erhoffte Sonnenschein wird verweigert. Nun heisst es, das Flugzeug wieder auseinander zu nehmen und in den Hänger zu verstauen. Die Piloten versorgen das Flugzeug in der eindunkelnden Kälte und bringen den Hänger an den richtigen Platz im Hangar. Möglicherweise meint es das Wetter am Sonntag besser, allerdings wird besprochen, dass man sich nur auf den Weg zum Flugplatz begibt, wenn die Webcam Sonnenschein zeigt.

Am Sonntagmorgen meint die Webcam, dass es Sonne hat. Also auf zum Flugplatz!

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