Entstehung der Segelfluggruppe Cumulus
Chronik von Hermann Fäh
» Chronik zum 75-Jahr-Jubiläum der Segelfluggruppe Cumulus
Die Anfänge in Vorkriegszeit
Die Anfänge des Segelfluges im Kanton Thurgau gehen auf das Jahr 1935 zurück. Damals schlossen sich einige Flugbegeisterte zusammen und gründeten die Segelfluggruppe Bürglen, geflogen wurde am Ottenberg (bei Weinfelden) und auf der Frauenfelder Allmend. Auch während der Kriegsjahre (ab 1939) konnte der Flugbetrieb mit einer selbst konstruierten Holzgas-Seilwinde einigermassen aufrecht erhalten werden.

Zöglingschulung HB–470
Fluglehrer: K. Huber, Schüler: H. Fäh
Neubeginn
Misswirtschaft, Brüche, fehlender Zusammenhalt zwischen jungen und alten Mitgliedern gipfelten 1943 in einem Antrag zur Auflösung der Gruppe. Zwei junge Mitglieder, Karl Huber und Ernst Schmid widersetzten sich diesem Ansinnen. In unermüdlicher Aufbauarbeit und grossem Engagement – auch in finanzieller Hinsicht – konnte im Frühling 1945 der Flugbetrieb auf der Frauenfelder Allmend wieder aufgenommen werden. In Anbetracht der schlechten Erinnerungen an die SG Bürglen wurde der Neubeginn unter dem neutralen Namen Segelfluggruppe Cumulus, Stein am Rhein (Wohnort der Gründer) gestartet.
Nachkriegszeit
Nun wuchs die Gruppe kontinuierlich, nebst Gruppenflugzeugen (Zöglinge und Spalinger-Konstruktionen) standen auch die vorhandenen zwei bis drei Privatflugzeuge allen Mitgliedern vollumfänglich zur Verfügung. 1952 konnte der erste Doppelsitzer ein „DFS-Kranich“ (Bruch-Aufbau) in Betrieb genommen werden. 1959 konnte erstmals ein fabrikneues Segelflugzeug, eine «Rhönlerche», angeschafft werden. Ab 1960 folgten dann in regelmässigen Abständen eine weitere Rhönlerche, eine Doppeltrommelwinde, eine «Mucha-Standard», «Ka 8», «Ka 6» usw.

Auto: Packard 1932 (A01)
Winde: Eigenbau/Umbau
Von der Frauenfelder Allmend nach Amlikon
Ende 1961 wurde bekannt, dass die Frauenfelder Allmend als Panzerübungsplatz gebraucht werde und ab 1963 nicht mehr als Flugplatz zur Verfügung stehe. Nebst den ebenfalls ansässigen Vereinen, (Motorfluggruppe Thurgau und Segelfluggruppe Winterthur) gingen auch wir auf die Suche nach einem geeigneten Fluggelände. Im Thurvorland der Gemeinde Amlikon wurden wir fündig und stiessen auch bei den Behörden von Gemeinde, Kanton und Bund auf viel Wohlwollen und Unterstützung. In kürzester Zeit waren alle benötigten Bewilligungen (incl. Landabtausch) eingeholt und von der Notwendigkeit eines eigenen Flugplatzes konnte auch die Mitgliederversammlung überzeugt werden. Nebst Strassenverlegung, Flugfeldplanie wurden auch Garagen, Aufenthaltsräume und ein genialer Hangar (14 Flugzeuge montiert und jedes einzeln greifbar) gebaut. Am 12. Mai 1963 erfolgte dann bereits der erste Start auf unserem neuen eigenen Flugplatz Amlikon! Im Nachhinein kann man die Kündigung von Frauenfeld durch das Militär als „Glücksfall“ bezeichnen, ohne diesen Schritt hätten wir uns nie und nimmer getraut einen eigenen Flugplatz zu errichten, ebenso wären Behörden usw. kaum so hilfreich gewesen.

Ausbau und Konsolidierung
Mit dem Umzug von der Frauenfelder Allmend auf unseren eigenen neu errichteten Flugplatz Amlikon (siehe unten) im Frühjahr 1963 erblühte unsere Gruppe in ungeahnter Weise. Ohne Rücksicht auf militärische Belegung, Pferderennen, Turntage usw. waren wir eigener Herr und Meister und nützten die neu gewonnene Freiheit sehr gezielt aus. Als Hobbyverein – ohne festes Personal – flogen und fliegen wir von Frühling bis Herbst praktisch an allen Schönwettertagen, wobei die Wochenenden den Schwerpunkt in unserem Schulungs- und Leistungsflugbetrieb bilden. Nebst Fluglehrerkursen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt, FVS-Kursen finden regelmässig Schulungs- und Ferienlager auf unserem Flugplatz statt. Im Turnus mit Winterthur und Schaffhausen organisieren wir die regionalen Ausscheidungslager, und bereits dreimal, 1970, 1977 und 1996 massen sich die Elitepiloten an den Schweizerischen Segelflugmeisterschaften in Amlikon.
Etablierung als Segelflugzentrum
Seit Planung/Eröffnung von Amlikon haben wir uns bemüht, vom Eidg. Luftamt (Vorgänger BAZL) Unterstützung für Bau, Weiterausbau und Sicherung unseres Flugplatzes zu erhalten. 1971 wird uns ein Bundesdarlehen gewährt zu Konsolidierung und Weiterausbau als ostschweizerisches Segelflugzentrum. Damit waren wir in der Lage, einen Werkstattbau, eine Hangarverlängerung und den dringend geforderten Kanalisationsanschluss zu bauen. Aus Gruppen- und Mitgliederdarlehen errichteten wir als Ergänzung zum Wohnwagenstandplatz ein Kleinschwimmbad.
Dank seriöser Führung von Flugbetrieb und Administration und der ehrenamtlichen Tätigkeit aller Chargeninhaber (Vorstand, Fluglehrer, Materialwarte, Flugdienstleiter usw.) blieb auch der finanzielle Erfolg nicht aus. Flugplatz, Flugzeugflotte, Startgeräte usw. konnten wir gezielt ausbauen und erneuern.
