Up In The Sky – Mein erster Segelflug

Ein Erlebnisbericht von Sharon Rieser

Der Traum vom Fliegen. Seit jeher im Menschen verankert. Auch ich wollte mich einmal daran versuchen. So bat ich David, einen ehemaligen Schulkollegen von mir und begeisterter Pilot in der Segelfluggruppe Cumulus, mich einmal auf einen seiner Flüge mitzunehmen…

Eben noch über die Wiese gedonnert, heben wir auch schon ab und gleiten in Richtung Sonne davon. Meine Nervosität lasse ich dabei auf dem Erdboden zurück, welcher sich stetig mehr entfernt. Vielleicht fünf Minuten zuvor schluckte ich beim Anschnallen des Fallschirmes noch schwer und hätte mich, statt in das kleine Segelflugzeug, lieber wieder auf mein Fahrrad geschwungen. Doch ein Rückzug kam nicht in Frage. Zu gross war meine Neugier, die Welt einmal aus der Vogelperspektive wahrzunehmen. Also riss ich mich zusammen, und kletterte in das kleine weisse Flugzeug, welches uns, gezogen von einem Motorflugzeug, sogleich in die Lüfte befördern sollte.

Anfängliches Rumpeln weicht schnell einem sanften Schweben. Die Aussicht ist grandios. Weinfelden erinnert mich an den Spielzeug-Teppich im Kinderzimmer, inklusive Miniaturfahrzeugen, die in den Strassen herumdüsen. Je höher wir fliegen, desto unwirklicher werden Grössenunterschiede. Hügel sind schwieriger auszumachen, selbst der Ottenberg hat seine Höhenmeter verloren.

Hoch über Weinfelden

Die Landschaft ist mit Ackerland und weiten Feldern gekachelt, welche wiederrum von Siedlungen und tiefgrünen Waldflächen eingerahmt werden. Mitten hindurch schlängelt sich die Thur als azurblaues Band. Bald schon kapseln wir uns von unserem Motorflugzeug-Gespann ab und fliegen selbständig durch die spätsommerlichen Septemberlüfte.

Im Aufwind am Ottenberg mit Blick auf Konstanz

Um an Höhe zu gewinnen, tun wir es den Vögeln gleich und suchen Aufwinde. Beim Kreisen zieht es stetig an meiner Mitte und ich bin froh, genügend Pfefferminzkaugummis dabei zu haben. Diese vertreiben das leicht flaue Gefühl in meinem Magen und helfen, mich ganz auf die einmalige Aussicht zu konzentrieren. Dabei erhasche ich Blicke auf meine Heimat, die ich so noch nie gesehen habe.

Kreisen, Kreisen und nochmals Kreisen…

Nach neunzig Minuten kehren wir allmählich wieder zum Flugplatz zurück. Die umliegenden Hügel gewinnen ihre Grösse zurück. Baumwipfel kommen immer näher, ebenso wie die viel zu kurz scheinende Landebahn. Ich mache mich auf den Crash des Jahrhunderts gefasst, doch der tritt nicht ein. Stattdessen empfängt uns der Boden mit einem herzlichen Rütteln. Die festsitzenden Gurte tragen ihren Teil dazu bei, dass mich die Landung an eine amüsante Schlittenfahrt erinnert. Schliesslich kommt unser Segelflugzeug kurz vor dem Hangar zum Stillstand.

Mit gemischten Gefühlen und wackeligen Beinen stemme ich mich aus dem Sitz. Teils bin ich froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Andererseits vermisse ich das Gefühl von grenzenloser Freiheit und die gewaltige Aussicht. Für mich steht jedenfalls fest: das wird nicht die letzte Flugerfahrung bleiben. Wer weiss, vielleicht bin ich ja beim nächsten Mal bereit für ein paar Loopings?       

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