Schweizermeisterschaft im Streckensegelflug 2017
Von Jonas Langenegger
Auch dieses Jahr war ich wieder einmal an der Schweizermeisterschaft im Streckenflug anzutreffen, welche in Yverdon stattfand. Insgesamt nahmen 30 Piloten in den Klassen 15m gemischt, 18m sowie der offenen Klasse teil. Einerseits ist es toll, sich mit Piloten aus der ganzen Schweiz zu treffen (vor allem mit den Junioren, welche stark vertreten waren), andererseits versprach der Wettbewerb viele spannende Flüge im Jura und den Voralpen. Denn besonders erfreulich war, dass Daniel Rossier das Amt des Konkurrenzleiters mit seiner riesigen Erfahrung übernahm.
Erster Flug
Der erste Flug war eine AAT mit einer Mittendistanz von 290km. Sie führte uns in Richtung Thun, zurück nach Lausanne, wieder Richtung Nordosten und dann über Payerne zurück nach Yverdon.
Ich flog mit Simon im Team, was auch ganz ordentlich klappte. Noch vor der Startlinie im Jura konnten wir im Pulk hoch steigen. Jeder Meter lohnte sich dann auch, denn die nächsten knapp 15 km ‚durften‘ wir ins Mittelland abgleiten, bis wir die dort tieferliegende Wolkenbasis erreichten. Die nächsten Schenkel waren problemlos. Kurz vor dem Genfersee konnten wir uns vor einer Beinahe-Aussenlandung nochmals hochkämpfen. Obwohl der ganze Himmel nun schon bedeckt war, konnten wir am düstersten Punkt gute 5 m/s auskurbeln. Nun war der Plan, den letzten Zylinder anzukratzen und so schnell wie möglich nach Hause fliegen – denn bei dem Wetter konnten wir uns kaum Aufwinde erhoffen…
Endlich im letzten Zylinder! Und was meint der Endanflugrechner? -100 m. Ohne irgendwelche Reserven… Mein Plan: Über einen Umweg in den letzten Schlauch, in der Hoffnung dass dort was geht. Leider nicht mehr. Also weiter Richtung Yverdon fliegen. Das Gelände kommt näher, und die Endanflughöhe jetzt natürlich deutlich unter null. Ich entscheide mich, kein Risiko einzugehen und zusammen mit Simon Payerne anzufliegen (kann man wenigstens die Voice mal anwenden 😉). Nach einem Rückschlepp mussten wir von anderen Piloten erfahren, dass sie trotz negativer Endanflughöhe über das hüglige Gelände nach Yverdon vorgeflogen sind. Leider musste der sicherere Weg mit einem grossen Punkteverlust bezahlt werden. Aber was soll’s…
2. Aufgabe
Der nächste Task führte uns in den Jura. Es war ein richtiger ‚Jura-Figg‘ wie man so sagt. Immerhin war’s mit einem 89er Schnitt ein befriedigender 😉 einmal nach Unten, nach Oben zur Mitte und zur Piste.
Pause
Am nächsten Tag flog unsere Klasse nicht, dafür die anderen zwei. Offenbar war das Wetter dann doch besser als prophezeit (Gilbert der Meteorologe leitete die Präsentationen immer sehr professionell und äusserst amüsant). Wir genossen den freien Tag mit dem, was man so an einer SM macht, wenn kein Flugwetter ist…
3. Flug
Der Dritte Flug war wie immer an einem Wettbewerb sehr interessant und unvergesslich. Die AAT führte uns nach Süden (wo man sich für den Jura oder das Mittelland entscheiden musste), dann Richtung Emmen, nach Bex und zurück.
Leider verlor ich Simon schon recht bald. Ich flog den Rest alleine, angetroffen hatte ich nur Piloten beim Zurückfliegen. Kurz vor Thun: das zu überquerende Tal versprach keine Thermik und die andere Seite auch nicht wirklich unter Rücksichtnahme der momentanen Höhe. Da noch keiner drüben war, war ich gezwungen es selbst zuerst zu versuchen. Sonst würde mich ja Sandro auf dem Flugplatz Thun abholen kommen 😉.
Glücklicherweise war das nicht der Fall und ich konnte den Flug entlang der Kreten Richtung Emmen fortsetzen. Dieser Teil und zurück war der Hammer: geniale Aussicht, und eine gute Geschwindigkeit. Beim Überfliegen des Thunersees machte ich jedoch einen kleinen Fehler, der mir ein paar km/h’s kostete. Bei der Planung des Flugs hörte ich zu viel Negatives vom Niesen, also wollte ich die nördlichste Krete nehmen, auf welche ich es aber nicht schaffte. Deshalb musste ich mich mühsam durch die Voralpen/Mittelland kämpfen, bevor ich einige Kilometer vor dem Genfersee wieder super Steigwerte hatte. Dies erlaubte mir dann einen schnellen Endanflug und einen zufriedenstellenden 3. Tagesrang.
Noch eine Pause
Am 5ten Wettbewerbstag war heisses, stabiles Sommerwetter angekündigt. Wir nutzten den Tag für eine Abkühlung mit dem Pedalo auf dem Neuenburgersee. Natürlich durfte das Modellflugzeug auch über dem See (zu allem Erstaunen nicht in dem See) nicht fehlen. Am Abend scherzte Daniel, indem er uns eine Racing Aufgabe mit über 1000km und Abflug um 14:00 vorlegte. Unsere Rückholer hätten heute Abend schon losfahren können…
Natürlich gab es eine andere Aufgabe. Es war ein weiterer Flug im Jura, dessen Topografie ich noch mag. Auch wenn sich hier Fehlentscheide in der Routenwahl sofort im Gesamtschnitt am Schluss zeigten. Ich hatte die besten Erfahrungen mit der zweiten Krete gemacht. Aber dass es keine Regel gibt hatte Tizian Steiger schön gezeigt: Entlang dem angrenzenden Flachland konnte er den gesamten Schenkel ohne einen Kreis fliegen…
Der letzte Tag
Am letzten Tag gab’s nochmals einen Flug in den Jura. Und der zeigt wieder einmal, wie tükisch es in diesen Hügeln sein kann: obwohl das Wetter eigentlich super aussah, war die Thermik an einigen Stellen besonders gut – an anderen zerissen und mühsam zu zentrieren. Der Weg führte 3x am Chasseral vorbei. Zwei davon verliefen problemlos – beim dritten Mal erreichte ich die Krete zu tief, sodass ich mich entschied, dem Hang entlang ins Flachland hinaus zu fliegen. Leider ohne Erfolg, was zu einer Aussenlandung in einem frisch gemähten Feld führte. Die Einwohner waren ausgesprochen nett (auch wenn ich mit meinem Französisch an den Anschlag kam) und brachten Wasser und Snacks… Zu allem Erstaunen machte eine Jodel direkt neben mir eine Aussenlandeübung – um zu schauen ob bei mir alles ok ist oder um mich etwas zu provozieren und um frech wieder Vollgas zu geben?
Siegerehrung: 3. Rang für den Autor
Am Abend waren dann nach der Rückkehr aller ‚Aussenlander‘ (ich war zum Glück nicht der Einzige) schnell alle Resultate bekannt, was dann ordentlich mit Speis, Trank und Modellcrashs gefeiert wurde. Bei der Siegerehrung am Samstagmorgen wurde Tizian Steiger offiziell zum Schweizermeister in der 15m gemischten Klasse gekürt, Rolf Friedli in der 18m und Christophe Leuenberger in der offenen Klasse. Ich konnte mich hinter Martin Bühlmann und knapp vor David Leemann dann doch noch auf den erfreulichen 3. Rang kämpfen.
Für mich war die SM wieder ein unvergesslicher, spannender und sehr lehrreicher Wettbewerb – top organisiert, mit super Stimmung 🙂!